Der Begriff “Rheuma” kommt aus dem Griechischen und bedeutet “fließen”. Der Rheumaschmerz hat einen “fließenden Charakter” und strahlt von einem Gelenk zum anderen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Rheuma als Überbegriff für Erkrankungen, die an den Bewegungsorganen auftreten und fast immer mit Schmerz und häufig mit Bewegungseinschränkung verbunden sind. Rheumatische Erkrankungen bedingen eine Beeinträchtigung der Lebensumstände bis hin zu schwerster körperlicher Behinderung. Nicht selten führen sie zu gesellschaftlicher Isolation. Meist verläuft der Prozess der Anpassung an die Erkrankung über einen sehr langen Zeitraum und es sind immer wieder neue Wege zu finden, mit der Erkrankung zurechtzukommen.
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
Die vielen verschiedenen Krankheitsformen des rheumatischen Formenkreises können in 4 Hauptgruppen unterteilt werden:
1. Entzündungsrheuma (Arithiden)
Beim Entzündungsrheuma ist die Entzündung nicht nur auf ein oder mehrere Gelenke begrenzt, sondern hat als Systemerkrankung den ganzen Körper befallen.
Die chronische Polyathritis ist das wichtigste und bekannteste Erscheinungsbild.
Außerdem gehören zum Entzündungsrheuma die seronegativen Spondarthiden. Bei Ihr treten die Veränderungen vorwiegend im Wirbelbereich auf und Ihre wichtigsten Vertreter sind Morbus Bechterew und Psoriasisathritis.
Weitere Formen sind die Bindegewebserkrankungen oder Kollagenosen und die Gefäßentzündungen oder Vaskulitiden. Bei den Gefäßentzündungen sind vor allem das Nervensystem, sowie die Nieren, die Haut, die Gefäße und blutbildende Organe von der Entzündung betroffen.
2. Verschleißrheuma
Das Verschleißrheuma ist eine weit verbreitete degenerative Gelenkserkrankung, besser bekannt als Arthrose. Durch altersbedingte Veränderungen oder Vorschäden wie Knochenbrüche, Fehlstellungen, übermäßige Belastung der Gelenke oder eine zu flach ausgebildete Hüftpfanne wird die Arthrose hervorgerufen. Dabei handelt es sich um Gelenkknorpelschäden beispielsweise im Knie- oder Hüftgelenk. Die Erkrankung kann auch im Wirbelbereich auftreten und verursacht Bewegungseinschränkungen und Schmerzen. Entgegenwirken kann man hier durch viel Bewegung, die die Durchblutung der Gelenke ankurbelt. Die Knorpel werden dann mit Nährstoffen versorgt und eine Reduktion der Knorpelbildung kann erreicht werden.
3. Weichteilrheuma
Weichteilrheumatische Beschwerden treten durch Überlastung von Muskeln und Reizung von Sehnen und anderen Weichteilgeweben auf. Dabei ist meistens nur eine bestimmte Körperregion betroffen. Beispiele: Tennisellenbogen, steifer Nacken, Verspannungen im Rücken oder Hüftbereich, Rückenschmerzen durch Fehlhaltung sowie Carpaltunnel-Syndrom, welches mit Kribbeln bzw. Einschlafen der Finger verbunden ist.
4. Erkrankungen des Stoffwechsels mit rheumatischen Beschwerden
Bei diesen sogenannten pararheumatischen Erkrankungen ist die bekannteste Form die sekundäre Osteoporose. Schreitet diese fort, so kann sie zu starken Rückenschmerzen und dem Einbruch von Wirbelkörpern führen. Eine weitere bekannte Erkrankung ist die Gicht. Dabei lagern sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ab und führen zu Gelenksentzündungen.
Warnsignale für rheumatische Erkrankungen
Unser Organismus teilt uns glücklicherweise schon im Anfangsstadium einer rheumatischen Erkrankung mit den folgenden Warnsignalen mit, dass etwas nicht in Ordnung ist und wir uns ärztlichen Rat suchen sollten.
1. Entzündungsrheuma
Sind ein oder mehrere Gelenke ohne ersichtlichen Grund angeschwollen, so deutet das auf ein Entzündungsrheuma hin. Finger, Hände, Füße, Knie oder Hüften fühlen sich steif an oder schmerzen. Die Beschwerden sind morgens nach dem Aufstehen am größten, dauern etwa eine halbe Stunde an und bessern sich im Tagesverlauf.
2. Verschleißrheuma
Beim Verschleißrheuma treten die Beschwerden mit dem Einsetzen der Bewegung auf. Die betroffenen Gelenke schmerzen oder fühlen sich steif an, nach kurzer Zeit verschwinden die Beschwerden wieder.
3. Weichteilrheuma
Das Weichteilrheuma kann langsam oder auch schlagartig auftreten. Typisch für das Weichteilrheuma ist ein diffuser bis bohrender Schmerz in Muskeln und Bindegewebe. Die Schmerzattacken können wechseln, d.h. mal die eine, mal die andere Körperregion betreffen.
4. Gichtanfall
Ein Gichtanfall ist im Prinzip nichts anderes als die Entzündung eines Gelenks. Schmerz, Druckempfindlichkeit und Schwellung können praktisch über Nacht entstehen und mehre Tage anhalten.
Therapiemöglichkeiten
Je nach Krankheitsbild, das in jedem Falle von einem Arzt/Ärztin nach einer gründlichen Voruntersuchung bestimmt wird, gibt es verschiedene therapeutische Maßnahmen:
1. Medikamentöse Therapie
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Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wirken schmerzstillend und entzündungshemmend zugleich. Zudem finden Zytostatika, Biologicals (TNF- alpha- oder Interleukin-1-Hemmer) und Schmerzmittel (Opioide, Pracetamol) Anwendung. Zur Behandlung akuter Entzündungsschübe wird Kortison eingesetzt.
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Rheumasalben, -cremen oder -pflaster verschaffen Linderung. Dabei müssen 3 – 5 Mal täglich kleine Mengen an Salbe / Creme auf die schmerzenden oder steifen Stellen aufgetragen werden.
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Präparate, die der Erhaltung, Verbesserung sowie Erhöhung der Regeneration des Bindegewebes im Körper, einschließlich des Gelenkknorpels dienen (z. B. Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure), Enzym- und Vitamin-B-Präparate sowie homöopathische Arzneimittel.
2. Die richtige Ernährung
Durch Änderung der Ernährungsgewohnheiten kann eine Linderung der Schmerzen erreicht werden. Beachten Sie hier folgendes:
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Reduzieren Sie den Fleischkonsum, denn bei entzündlichen Prozessen spielen Fettsäuren eine wichtige Rolle. Die sogenannte Arachidonsäure ist Ausgangssubstanz aggressiver Entzündungsstoffe, welche u. a. für die Schmerzen im rheumatischen Gelenk verantwortlich sind. Der Arachidonsäurebedarf des Menschen liegt bei etwa 0,1 mg/Tag. Mit der üblichen Fleischkost werden aber rund 150 – 300 mg pro Tag aufgenommen – also etwa die 2.000 – 4.000fache Menge! Sie sollten daher Fleisch höchstens 1 – 2x/Woche konsumieren!Die empfohlene Zufuhr an Arachidonsäure bei rheumatischen Erkrankungen ist individuell verschieden und kann z. B. durch Austesten der Lebensmittel, in Zusammenarbeit mit dem Arzt/der Ärztin geschätzt werden. Wenn die Zufuhr von Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Arachidonsäure eingeschränkt wird, können entzündliche Prozesse “entschärft” werden. Allerdings dauert es ca vier Wochen bis der Bestand an Arachidonsäure im Körper verändert wird und die Schmerzen und Gelenksteifigkeit zurückgehen.
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Köstliches aus dem Meer – planen Sie 2-3x pro Woche eine Fischmahlzeit ein! Denn die u. a. in Fischölen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren können Entzündungsreaktionen entgegenwirken. Lebensmittel, die gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind, dürfen deshalb am Speisezettel von Rheumapatienten nicht fehlen. Die empfohlene Zufuhrmenge ist wiederum von Erkrankungsform/-stadium abhängig und beträgt ca. 25 – 30 mg/kg Körpergewicht.
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Hochwertige pflanzliche Öle (z. B. Leinsamen-, Walnuss-, Raps-, Weizenkeim- oder Sojaöl) liefern entzündungshemmende Fettsäuren und Vitamin E.
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Auch Vitamin C (z. B. Brokkoli, Paprika, Sanddorn, Hagebutte, Zitrusfrüchte), Selen (z. B. Vollkorn, Thunfisch, Nüsse, Bohnen), Zink (Muskelfleisch, Brokkoli, Nüsse, Vollkorn) und ß-Karotin (z. B. gelbes, grünes und rotes Obst bzw. Gemüse) wirken entzündungshemmend.
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Weiters wichtig sind: eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von 2-2,5 Litern über den Tag verteilt, die reichliche Aufnahme ballaststoffreicher Lebensmittel (Obst, Gemüse, Vollkornprodukte), eine bedarfsgerechte Calciumzufuhr (täglich z. B. ½ l fettarme Milch oder 1 Becher fettarmes Joghurt und 2 Scheiben fettarmer Käse), 2x wöchentlich Sojaprodukte, wenig Alkoholkonsumsowie schonende Zubereitungsarten.